Halders Ruh by Ulrich Ritzel

Halders Ruh by Ulrich Ritzel

Autor:Ulrich Ritzel
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: btb
veröffentlicht: 2010-08-02T00:00:00+00:00


Verena zieht die Strickjacke enger um sich. Fröstelt sie? Sie weiß es nicht. Warum nur hat sie dieses hautenge T-Shirt angezogen, dieser Polizist mit den kalten grauen Augen muss sie ja für sonst was halten... Was will er eigentlich von ihr? Warum geht er nicht, lange genug ist er schon da und diese anderen Männer, die das ganze Haus durchsucht haben und diese ganzen Kartons aus Kevins Zimmer weggetragen haben, was weiß sie denn, wie dieses Zeug dort hingekommen ist.

»Ich habe Ihnen hier eine Kopie gemacht«, sagt der Polizist und reicht ihr einen Durchschlag über den Couchtisch, »das ist die Liste der Gegenstände, die wir beschlagnahmt haben. Zugleich ist es eine Quittung für Sie, vielleicht gehen Sie die Liste mit Ihrem Sohn durch, ob es im einen oder anderen Fall eine Erklärung gibt...«

Widerstrebend nimmt Verena den Durchschlag.

»Was für eine Erklärung?«

»Wie Ihr Sohn dazu gekommen ist.«

»Bleibt er denn...?« Erst als sie die Frage stellt, wird ihr klar, dass sie die ganze Zeit gedacht hat, Kevin würde von der Polizei mitgenommen werden. Dass er eingesperrt würde, zusammen mit Mördern und Sexualverbrechern in einer Zelle, unfassbar, so etwas auch nur zu denken.

»Ein Haftbefehl wird in solchen Fällen meist nicht angeordnet«, antwortet der Polizist. »Sie sollten sich aber darauf einstellen, dass die Vernehmungen Ihres Sohnes noch nicht abgeschlossen sind. Sie werden auch Besuch bekommen von der Jugendgerichtshilfe...« Der Polizist beugt sich vor und sieht ihr in die Augen. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf - es wäre für Ihren Sohn hilfreich, wenn diese Gespräche sehr offen und kooperativ geführt werden könnten.«

Mein Gott, denkt Verena, jetzt hat der Bub einmal der Versuchung nicht widerstehen können, das ist doch eine alltägliche Geschichte, was machen die für einen Aufstand darum!

Die Wohnungstür geht auf. Ohne dass sie sich umdreht, weiß sie, dass ihr Mann nach Hause gekommen ist. Sie hätte es schon an der duckmäuserischen Art hören müssen, wie er die Haustür geschlossen hat.

»Guten Abend«, sagt Bernhard Contz. »Ich sehe, wir haben Besuch, Verena - es gibt sicher einen Grund dafür?«

Der Polizist steht auf und stellt sich vor, Bernhard Contz nickt und nennt seinen Namen und stellt seine Aktentasche auf einem Stuhl neben dem Esstisch ab.

»Was kann ich für Sie tun?«, fragt er den Besucher, und Verena denkt, dass sie das nicht aushält, nicht diesen Ton, als ginge es um die DIN-Norm für ein Winkeleisen. Dann bleibt sie doch sitzen und hört zu, wie der Polizist alles noch einmal erklärt und wie Bernhard sagt, dass er sich da erst einmal setzen muss. Dann setzt er sich und der Polizist auch, Verena nimmt es wahr, als ginge sie das alles nichts mehr an, das tut es ja auch nicht, und teilnahmslos hört sie, wie Bernhard weiterredet:

»Im GMC war das, sagten Sie? Ich werde mich noch heute« - er blickt auf die Uhr - »nein, morgen werde ich mich mit der Geschäftsführung dort ins Benehmen setzen und den finanziellen Schaden regulieren, der dort entstanden ist...«

»Das ist sicherlich für Ihren Sohn von Vorteil«, sagt der Polizist. »Ich muss Sie nur



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